Traumberuf Game Designer/in?
Fürs Spiele spielen bezahlt zu werden, das ist wohl der Traum vieler – doch wie wird man eigentlich Game Designer/in? Wir haben bei Severin Gehring, unserem Entwickler der beliebten Game Designs von eduGames (Autorennen, Pferderennen, Bootsrennen, Mount Everest) nachgefragt:
eduGames: Was können wir uns unter «Game Design» vorstellen?
Severin Gehring: Unter Game Design verstehe ich das Erstellen eines Spieles unter Berücksichtigung aller Aspekte. Heisst: Es geht darum, dass ein Spiel visuell ansprechend aussieht. Aber auch, dass es dem Spieler in der Handlung Spass bereitet. Ein gutes «designetes» Spiel zeichnet sich für mich dadurch aus, dass es leicht verständlich ist und beim Spieler die Spannung über die gesamte Spieldauer aufrecht hält.
Game Designer werden: Wie bist du zum Game Design gekommen?
Ich habe nach der Jahrtausendwende als reines Hobby begonnen, einfache Flash-Spiele zu entwickeln. Von der Grafik her kommend haben mich v.a. die Möglichkeiten, Interaktion in grafische Erzeugnisse zu integrieren fasziniert. Im Jahr 2004 habe ich mit dem Spiel «HomeRun» einen einmaligen Wurf gelandet. Dieses Spiel wurde auf der ganzen Welt millionenfach verbreitet und gespielt – und so gelang ich zu einer Bekanntheit, die es mir möglich machte, in den darauf folgenden 10 Jahren – bis zum Niedergang von Flash als Technologie – fast ausschliesslich vom Erstellen solcher Games zu leben.
Wie viele Games hat du schon designt?
Seit dem Start mit solchen Games habe ich weit über 100 Spiele entwickelt und umgesetzt. Hierbei sind oft aus anderen Spielen bekannte und bewährte Mechanismen in abgewandelter Form zum Einsatz gekommen. Ich würde behaupten, dass nur dieses «HomeRun» ein Spiel war, welches ich von Grund auf (Grundidee und Funktionsweise/Steuerung) komplett neu erfunden habe. Entsprechend fand ich diese Grundidee in den folgenden Jahren in verschiedenen Spielen von anderen Programmierern und Designern wieder.
Wie funktioniert das eigentlich, ein Game zu designen? Was sind so die wesentlichen Schritte? Worauf muss man achten?
Ich bin der Ansicht, dass ein gutes Game nicht übermässig aufwändig sein muss. Wenn die Idee passt lässt sich vieles gut und in einem preiswerten Rahmen umsetzen. Meine Kompetenz liegt im Erstellen einfacher Games, die «zwischendurch» zum Zeitvertrieb gespielt werden. Deshalb unterscheidet sich meine Vorgehensweise wohl deutlich von den Entwicklern «grosser» Games.
Bei mir startet das «Gamedesign» stets mit der Frage: Was soll erreicht und ausgesagt werden? Mit dem Beantworten dieser Frage habe ich bereits erste Ideen, was machbar wäre. Diese Grundideen prüfe ich in Gedanken, überlege mir, wie sie umgesetzt werden können. Oft erstelle ich die Games im Auftrag. Dadurch kommt zu diesen Überlegungen stets auch die Frage nach dem Budget. Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, bringe ich diese skizzenhaft zu Papier und beschreibe den Ablauf. In diesem Schritt zeigen sich meist bereits erste Problematiken im Ablauf, die so noch vor dem Start der Umsetzung gelöst werden können. Anschliessend starte ich parallel mit der Programmierung und dem Design. In der Programmierung arbeite ich mit groben Elementen und gestalte diese, sobald sie sitzen. Wenn das Spiel fertig ist folgt die Kür. Hier integriere ich zusätzliche Animationen und Details, die das Spiel spielerisch machen.
Ich achte stets darauf, dass das Spiel möglichst ohne Erklärungen auskommt. Selten werden die Anleitungen gelesen. Und so muss das Game nahezu selbsterklärend sein. Des weiteren dürfen die Animationen und Abläufe nicht zu lange dauern. Der User erwartet nach einer Interaktion eine unmittelbare Rückmeldung. Und schlussendlich soll das Spiel gestalterisch zum Thema passen und für das Auge ansprechend sein.
Was fasziniert dich am Designen von Games?
Der besondere Reiz ist wie Eingangs erwähnt die Möglichkeit, Grafisches interaktiv zu machen. Die Kombination von Gestaltung und Programmierung fasziniert mich.
Wie sieht der Arbeitsalltag eines Game Designers aus?
Diese Frage kann ich so nicht allgemeingültig beantworten. Ich habe in meiner «Blütezeit» als Game Designer viele, viele Stunden am Bildschirm verbracht. Viel am Computer gestaltet und viel programmiert. Dem Klischee entsprechend mit viel Kaffee und bis spät in die Nacht hinein. Der Arbeitsalltag war ein «Knochenjob» und so habe ich nach dem Ende der Flash-Ära neue Beschäftigungsfelder gesucht und gefunden. Ich habe mein handwerkliches Interesse genutzt um im Bereich interaktiver Messeexponate Fuss zu fassen und arbeite mittlerweile für ein Museum, in welchem ich für die Technik zuständig bin und so all meine erworbenen Fähigkeiten einsetzen kann. Im Bereich des Game Designs habe ich ab und zu Aufträge, welche ich mittlerweile mit gängigen Webtechnologien löse. Nach 10 Jahren Vollzeitarbeit an Games war auch etwas die Freude und Faszination verflogen. Durch die heute abwechslungsreichere Beschäftigung ist diese aber wieder voll und ganz zurückgekehrt und so kommt es nun doch wieder mal vor, dass ich wieder am Abend – von Kaffee wachgehalten – diese Faszination lebe und bis spät nach spielerischen Lösungen suche.
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